Interview mit Anke Precht (Sportamt Bremen) und Martina Baden (Geschäftsführerin der Bremer Bäder GmbH)

Die Fragen wurden gestellt von Jürgen Brodbeck (BPLAN-BREMEN)

Jürgen Brodbeck: Wir kam es zu dem Bäderkonzept?

Anke Precht: Aufgrund des Sanierungsbedarfs bei der Bremer Bäder GmbH wurde im Jahr 2012 eine Marktanalyse in Auftrag gegeben. Hierin ist nachzulesen, wie sich die Stadtteile entwickeln und welche Bedeutung die Bäder zukünftig haben werden. Vor dem Hintergrund und dem jeweiligen Zustand der Bäder wurde festgestellt, dass es einen dringenden Handlungsbedarf beim Unibad, beim Westbad und beim Horner Bad gibt. Die ersten Kostenschätzungen zur Sanierung der Bäder machten aber deutlich, dass man das so nicht finanzieren kann.

JB: Damit meinen Sie auch die Sanierungskosten für das Unibad?

AP: Die ersten Kostenschätzungen zur Sanierung, erstellt im Auftrag der Universität, waren noch in einem vertretbaren Rahmen. Mit Vorlage entsprechender Gutachten, wurde deutlich, dass die Summen höher sind und nun ein Konzept erforderlich war.

Martina Baden: Mit Beteiligung verschiedener Institutionen, wie dem Landessportbund und selbstverständlich dem Landesschwimmverband sowie verschiedener Ressorts wurde auf Initiative des damals zuständigen Ressorts für Inneres und Sport eine Arbeitsgruppe gegründet. Geleitet wurde sie vom damaligen Staatsrat Holger Münch, der gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Bremer Bäder GmbH war. Wir als Bädergesellschaft haben die entsprechenden Daten und Fakten geliefert. Die Verbände und Vereine brachten ihre Anforderungen mit ein in die Diskussion. Für das öffentliche Schwimmen, die vielen Kurse in den Bremer Bädern und auch die Interessen der Nutzergruppen, wie zum Beispiel die Rheuma-Liga, stellten wir die Belange dar.

JB: Wurde über das Bäderkonzept öffentlich diskutiert oder wurde heimlich darüber entschieden?

AP: Die Diskussion wurde zunächst in diesem Kreise geführt und die erarbeiteten Szenarien wurden dann in verschiedenen Gremien, den Beiräten und schließlich im September 2014 in einem öffentlichen Hearing vorgestellt. Nachdem sich eine politische wie öffentliche Meinung gebildet hatte, hat dann im Dezember 2014 der Senat beschlossen, dass zu einem der Szenarien weitere Planungen und Kostenschätzungen ergehen sollen.

MB: Der Senat hat uns beauftragt für einen Neubau einer Schwimmhalle auf dem Gelände beim Horner Bad sowie für die Sanierung eines Teils des Freibades und für einen Neubau des Westbades die ersten Plandaten zu ermitteln. Ebenso wurden wir beauftragt die Anregungen und Wünsche zum Horner Freibadbereich mittels einer Bürgerbeteiligung zu erfragen.

JB: Welche Vorstellungen gibt es denn? Könnte man das Freibad mit den alten Abmessungen sanieren und das geplante Sportbad mit der Schwimmhalle daneben stellen?

MB: Zunächst müssen wir erst ein Planungsbüro und entsprechende Architekten beauftragen, um Pläne vorlegen zu können. Man kann sich aber vorstellen, dass eine Maßnahme mit einer neuen Schwimmhalle und einem Freibad in alter Größe kaum finanzierbar ist und auch die Folgekosten nicht darstellbar sind. Die Wirtschaftlichkeit für die nächsten Jahre ist für uns als Bädergesellschaft ein großes Thema.

JB: Gibt es deshalb die Vorgaben auch für die Freibadgestaltung?

MB: Bei der Bürgerbeteiligung kann man viele Anregungen einbringen. Aber in der Tat wird auch bei der Ausstattung nicht alles möglich sein. Eine Sprunganlage oder Riesen-Rutschen wird es nicht geben können. Diese stehen aber beispielsweise im Stadionbad. Wir haben ein großes Interesse daran, dass sich die Bäder auch unterscheiden und wir nicht in Horn ein Stadionbad 2.0 bauen.

AP: Trotzdem werden wir für Familien oder Jugendliche ein ebenso attraktives Angebot vorhalten wollen wie für die Senioren.

JB: Stellt Bremen dann eine ausreichende Anzahl von Bädern bzw. Wasserfläche für die Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung?

AP: Mit dem Bäderkonzept gelingt so viel Wasserfläche zu erhalten, dass wir auch zukünftig für das öffentliche Schwimmen und die Kurse der Bremer Bäder GmbH ebenso wie für die Schulen das Angebot wie gewohnt zur Verfügung stellen können. Und die Vereine wurden über die Verbände bei der Erstellung des Bäderkonzepts beteiligt, sodass auch deren Anforderungen eingeflossen sind. Für Bremen ist das eine große finanzielle Herausforderung, welche in erster Linie durch die große Begeisterung der Bürgerinnen und Bürger für ihre Bäder zu begründen ist. Gleichzeitig hat man auch mit der Sanierung des Freibades in Horn in Verbindung mit der Schwimmhalle eine Standortsicherung gewährleistet. Die Stadt steht also auch zu ihren Freibädern.

JB: Die Diskussion über die Freibäder gibt es wohl in jeder Stadt. Was ist bei Freibädern denn so teuer?

MB: Zum einen ist natürlich der Betrieb eines Freibades bedingt durch das Wetter weniger planbar. Darauf reagieren wir als Bädergesellschaft aber sehr flexibel. So ist es uns gelungen auch die Kosten für unsere Freibäder deutlich zu reduzieren. Trotzdem sind die Personal- und Energiekosten pro Badbesucher höher als im Hallenbad. Und letztlich reagieren die Besucher beim Freibadbesuch auch sensibler, sodass durch andere Großveranstaltungen, Unwetterwarnungen, Probleme bei der Anreise und viele andere Gründe trotz Sonnenschein Schwankungen bei den Besucherzahlen zu verkraften sein müssen.

JB: Warum kann das Sportamt nicht mehr Geld dazu geben?

AP: Die Bädergesellschaft ist in Bremen sehr wirtschaftlich aufgestellt und bekommt nur den Zuschuss, der für die Daseinsvorsorgeverpflichtungen auskömmlich sein muss – übrigens liegt das nicht im Ermessen des Sportamts. In einem Haushaltsnotlageland müssen wir auf die Finanzierung sehr genau achten und sind erfreut, dass die Bremer Bäder GmbH einen erheblichen Teil aus eigener Kraft erwirtschaften kann, ohne bei Service und Sicherheit zu sparen oder die Preise in die Höhe zu treiben.