Vom Strandbad Waller See zum Westbad

Waller Bad um 1965 – © Karl Edmund Schmidt

Nach dem ersten Weltkrieg kam mit der wachsenden Bevölkerung der Wunsch nach mehr Badeanstalten in Bremen auf. So wurden bis 1928 fünf neue Bäderlandschaften geplant, unter denen sich auch das Strandbad Waller See befand. Sprecher und Befürworter waren seit vielen Jahren Bürgervereine des Bremer Westens. Knapp 80.000 Anwohner wurden in den letzten Jahren mit einem Bad im eigene Stadtteil verschont. Dies war eines der stärksten Argumente um nun ein eigenes Bad zu bekommen. Nach langer Diskussion, ob der Standort Achelisschen Landgut oder Waller See besser geeignet sei, entschied man sich aufgrund der vorteilhaften Wassererneuerung und größere Freiflächen für den Standort Waller See. Für 335.000 RM wurde eine Wasserfläche von 4.700qm und eine Freifläche von 30.000qm erbaut.

Am 12. Juni 1927 wurde der volksmündlich genannte «Entenpfhul» zum «Strandbad Waller See» getauft und eröffnet. Es wurde einer der beliebtesten Treffpunkte im Westen Bremens auch wenn die Wasserqualität nachließ. Im zweiten Weltkrieg wurde das Strandbad am Waller See von Bombenangriffen getroffen und sämtliche Anlagen des Sees zerstört. Das Becken allerdings blieb fast unversehrt. Die notwenigen Mittel für den Wiederaufbau waren nicht vorhanden, dies hielt jedoch die Bürger nicht vom Schwimmen gehen ab. Vier Jahre später wurden die ersten Aufräumarbeiten vorgenommen und der Betrieb wiederaufgenommen. 1950 wurden Sanitäranlangen und Umkleideräume fertiggestellt, eine Sauna eröffnet und eine erfolgreiche Sommersaison gestartet. Die Sauna wurde drei Jahre später aufgrund der schlechten Nutzungsergebnisse geschlossen und auch die Qualität des Bades ließ dauerhaft keinen zumutbaren Zustand zu. So wurde die Aufbereitung ordnungsgemäßer Betonbecken und Wasseraufbereitungsanlagen freigegeben, der Bau startete 1964. Ein Jahr später konnte mit zwei betonierten 50-Meter-Becken für Schwimmer und Nichtschwimmer und einem Sprungturm ein neues sowie modernes Sommerbad im Bremer Westeneröffnet werden.

Direktor Jung war bis zu diesem Zeitpunkt ein wichtiger Mann für das Bäderwesen. Durch seinen Einsatz wurde versucht den sozialen Verpflichtungen der Bürger nachzukommen und schwarze Zahlen zu schreiben. Jung starb 1965 und zum Gedenken wurde am Strandbad Waller See eine Gedenkplatte angebracht.

Nachdem das Strandbad Waller See seine Becken mit einer Beckenheizungsanlage ausgestattet hat, wurde bekannt, dass dieses Bad zu einem Kombibad umfunktioniert werden soll: es wurde ein Hallenbad geplant. 1974 wurde das Richtfest für das Hallenbad West gefeiert und der Ersatz für das im Krieg zerstörte Zentralbad war geschaffen. Zur Eröffnung entstand folgendes Gedicht:

Im Bremer Westen murrten Stimmen
«Wir wollen auch im Winter schwimmen.»
Die Vahraonen waren helle
für sie war bald ein Bad zur Stelle
Die Senatoren seufzten schwer
«WO nehmen wir die Mittel her
wir hab’n kein Geld, das wißt ihr doch
das Steuersäckel hat ein Loch»

Wir wohnen eng, in Lärm und Qualm
in vielen Straßen grünt kein Halm
wir schieben Schichten Tag und Nacht
das kostet unsere ganze Kraft
Sie ließe sich zurückgewinnen
beim Kraulen, Springen, Rückenschwimmen

So wurde es das neue Westbad auch zum Hallenbad mit der größten Wasserfläche in Bremen. Die Tendenz Richtung Freizeitzentrum verdeutlicht sich und ist bis heute ein beliebtes Ziel für Kinder und Erwachsene.

Quelle: Gesellschaft für Öffentliche Bäder – Eugen de Porre